Anleitungen dazu, wie man möglichst rasch möglichst viel Gewicht verliert und (!) die sodann errungene Figur halten kann, finden sich in unüberschaubarem Ausmaß. Kaum eine Zeitschrift, kaum ein TV-Sender verzichtet darauf, Sie regelmäßig mit Konzepten zum Abnehmen und neuen Diäten zu versorgen.
Bei so viel Fixierung auf die schlanke Linie kann leicht aus den Augen geraten, dass es auch eine andere Seite gibt. Gemeint sind Menschen, für die Diäten voll und ganz uninteressant sind und die im Gegenteil nichts weniger benötigen als eine Anleitung zum Abnehmen. In der Tat gibt es Menschen, die – obwohl sie es oftmals sehnlichst wünschen – nicht zunehmen können. Damit befinden sie sich keineswegs in einer weitaus komfortableren Lage als Übergewichtige. Zurufe und bisweilen gar aufmunternd gemeinte Sprüche wie „Du hast es doch gut“ werden von den betroffenen Untergewichtigen oft als verletzend empfunden.
Ausreichend essen als Grundvorraussetzung
Eine der möglichen Ursachen für die Unfähigkeit zur Gewichtszunahme liegt darin, dass die dem Körper zugeführte Menge an Energie (Kalorien) schlichtweg zu gering ist. Wer z.B. nur zwei Äpfel und eine halbe Scheibe Vollkornbrot am Tag isst, wird keine Chancen auf eine gesündere, fülliger erscheinende Figur haben. Von Mangelerscheinungen aufgrund wenig abwechslungsreicher Kost sei an dieser Stelle gar nicht die Rede. Sehr problematisch gestaltet sich die Situation jedoch, wenn der bloße Wille, mehr zu essen, nicht in die Tat umgesetzt werden kann. Dahinter können auch psychische Ursachen stehen. Depressive Erkrankungen, die von den Betroffenen aus falscher Scham oder einem irregeleiteten Verständnis von „Männlichkeit“ oder „Powerfrau“ oft verleugnet werden, können es nahezu unmöglich machen, angemessene Portionen zu essen. Der Volksmund kennt dies, wenn er davon spricht, dass einem Menschen „was auf den Magen geschlagen“ habe. Selbstverständlich können auch die Ess-Brech-Sucht (Bulimie) oder die davon streng zu unterscheidende Magersucht dafür ursächlich sein, dass eine Zunahme unterbleibt.
Körperliche Ursachen
Organische Ursachen kommen ebenfalls in Betracht. Wenn der Stoffwechsel an den entscheidenden Punkten aus dem Lot geraten ist, nützt es auch nichts, genügende Mengen an Kalorien zu sich zu nehmen. Denn der Körper scheidet sie sodann weitestgehend ungenutzt wieder aus. Namentlich entzündliche Erkrankungen im Darm (z.B. Morbus Krohn) können zu chronischen Durchfällen führen.
Recht häufig spielt die Schilddrüse eine zentrale Rolle, wenn trotz gutem Willen keine Gewichtszunahme erfolgen kann. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion werden die zugeführten Kalorien förmlich im Eilverfahren verbrannt und können sich auf den Rippen daher nicht niederschlagen. Bis zu einem gewissen Grad ist dies medizinisch relativ unbedenklich, aber im Lauf der Zeit muss dennoch vielfach eine Operation erfolgen und/oder Medikamente eingenommen werden.
Im Übrigen spielt die Veranlagung, d.h. die Genetik des Menschen ebenfalls eine Rolle. So genannte „schlechte Futterverwerter“ sind dabei diejenigen Personen, die trotz gut gefüllter Teller stets etwas zu dünn und bisweilen sogar mager ausschauen. Kommt zu einer entsprechenden Veranlagung noch einer der genannten Umstände hinzu, kann es rasch etwas bedrohlich werden.