Die Heilung von Magersucht ist schwierig. Meistens dauert sie sehr lange. Trotzdem führen die Behandlungen nicht immer zum Erfolg. Trotz aller Therapien bleibt eine Sterblichkeit von bis zu 15 Prozent. Magersucht gehört damit zu den psychischen Krankheiten mit den höchsten Sterblichkeitsraten. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, die je nach der individuellen Situation des Patienten einzeln oder in Kombination eingesetzt werden.
Psychoanalytische Ansätze:
Inhalt
Die Psychoanalyse geht davon aus, dass unbewusste Konflikte die Ursache für die Essstörung sind. Indem diese aufgedeckt und verarbeitet werden, entwickelt sich der Patient seelisch weiter und benötigt die Symptome nicht mehr. Psychoanalytische Behandlungen finden in erster Linie im Gespräch zwischen dem Patienten und dem Therapeuten statt, oft auch in Form von Gruppentherapien. Obwohl in den psychoanalytischen Therapieansätzen das eigentliche Essverhalten oft gar nicht thematisiert wird, können sie die Symptome der Magersucht deutlich verbessern. Die Dynamik zwischen Patient und Therapeut ist für den Behandlungserfolg von großer Bedeutung.
Verhaltenstherapeutische Ansätze:
Bei der Verhaltenstherapie geht es darum, Gedanken- und Verhaltensmuster aufzulösen und durch günstigere zu ersetzen. Im Fall der Magersucht soll vor allem die verzerrte Selbstwahrnehmung der Betroffenen positiv beeinflusst werden. Außerdem üben die Patienten in diesen Therapien neues Essverhalten ein. Die Einstellung zum Essen und zum eigenen Körper soll verbessert werden. Außerdem geht es in der Verhaltenstherapie um ein verbessertes Konfliktverhalten, um die Patienten zu stärken. Auch diese Therapieform erzielt teils deutliche Verbesserung der Symptome.
Systemisch-familientherapeutische Ansätze:
Bei dieser Therapieform wird nicht nur die magersüchtige Person als behandlungsbedürftig angesehen, sondern auch ihr engeres Umfeld, also die Familie. Systemische Therapieansätze gehen davon aus, dass das Umfeld eines Menschen einen sehr starken Einfluss auf Verhaltensmuster, Wertvorstellungen und körperliche wie geistige Probleme hat. Innerhalb der Familie sollen daher neue Regeln und Verhaltensweisen eingeführt werden, die zu einer besseren Kommunikation und Konfliktbewältigung führen und damit die Symptome der Magersucht überflüssig machen.
Sonstiges:
Eine medikamentengestützte Therapie gibt es bei Magersucht nicht. Gegen die Probleme, die die Magersucht auslösen (in erster Linie sind das Bindungsschwierigkeiten und ein mangelndes Selbstwertgefühl), gibt es keine Medikamente. Die Therapieansätze müssen deshalb immer direkt die Psyche des Patienten ansprechen.
Nur bei akuter Lebensgefahr werden Magersüchtige in einer Klinik intravenös ernährt. Dies ist aber keine tatsächliche Therapie, sondern verhindert nur weitere körperliche Schäden und erhält die Patienten am Leben. Haben andere Therapien keinen Erfolg, kann durch diese künstliche Ernährung alleine die Magersucht nicht besiegt werden.
Wie bei den meisten Krankheiten gilt: Je früher die Magersucht behandelt werden kann, umso größer sind die Erfolgschancen. Wenn die Verhaltensmuster schon sehr gefestigt und die Selbstwahrnehmung stark verzerrt sind, wird die Behandlung schwieriger. Die meisten Magersüchtigen empfinden die Therapie als sehr mühsamen und schmerzhaften Prozess, aus dem sie aber im Optimalfall sehr gestärkt hervorgehen.