Die Magersucht (Anorexia)ist eine psychosomatische Krankheit, die erst entsteht, wenn verschiedene Risikofaktoren zusammenkommen. Magersucht tritt vorwiegend bei Mädchen in der Pubertät auf. Auffällig ist, dass magersüchtige Mädchen bzw. junge Frauen oftmals eine überdurchschnittliche Intelligenz aufweisen. Zudem scheint die Magersucht eine „weibliche“ Krankheit zu sein, denn nur etwa 5% aller an Magersucht Erkrankten sind Männer.
Symptome der Magersucht
Die Magersucht ist eine krankhafte Essstörung, die vor allem durch eine extreme Gewichtsabnahme, Verweigerung der Essensaufnahme, ausgeprägte Angst vor Gewichtszunahme und ein kompromissloses Halten eines extrem niedrigen Körpergewichtes charakterisiert wird.
Risikofaktoren
In unserer heutigen Welt werden uns übertrieben schlanke Models als Schönheitsideal präsentiert. Dazu kommen die ständig in den Medien propagierten Diäten, die Schönheit und Attraktivität in kürzester Zeit versprechen. Auf ihrer Suche nach Anerkennung, Akzeptanz und Attraktivität wollen die jungen Mädchen diesem Schönheitsideal nacheifern und entwickeln zunächst eine gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers. Eine genetische Disposition, familiäre Konflikte und gesellschaftliche Einflüsse scheinen weitere Ursachen für die Entwicklung der psychosomatischen Essstörung zu sein.
Mit der gestörten Wahrnehmung des eigenen Körpers entwickeln die jungen Mädchen und Jungen einen extrem starken Willen, Selbstkontrolle und Durchhaltevermögen, um ihr Körpergewicht zu verringern. Dabei wird das Essverhalten so geändert, dass durch kontrolliertes Essen nur noch eine minimale Kalorienaufnahme stattfindet. Der Appetit, der nach wie vor vorhanden ist, wird dabei völlig übergangen. Durch die meist drastisch eingeschränkte Nahrungsaufnahme kommt es innerhalb kürzester Zeit zu einer Entgleisung des Stoffwechsels, zu Veränderungen von Körperfunktionen und Mangelerscheinungen. Wird die restriktive Nahrungsaufnahme über einen längeren Zeitraum beibehalten, steigt die Gefahr einer dauerhaften Essstörung. Zu dem anfänglichen Ziel, einem Schönheitsideal nachzueifern, kommt mit der Zeit die ständige Angst vor dem Dickwerden. Daraus resultiert eine lange Liste von Lebensmitteln, deren Genuss sich selbst untersagt wird, da diese Lebensmittel in den Augen der Magersüchtigen Dickmacher sind.
Ist das anfängliche Wunschgewicht erreicht, stecken sich Magersüchtige sofort neue Wunschziele, die es unter allen Umständen zu erreichen gilt. Meist stehen Magersüchtige auch unter Gruppenzwang, der sie zum weiteren Abnehmen animiert, auch wenn der Körper längst nicht mehr ästhetisch aussieht und das gestörte Essverhalten bereits gesundheitsschädliche Ausmaße angenommen hat.
Familiäre Faktoren sind oft Auslöser für ein gestörtes Essverhalten. Dies kann beispielsweise ein enormer Leistungsdruck sein, aber auch ein drastischer Wechsel im vertrauten Umfeld wie ein Umzug, Trennung von der Familie bei Aufnahme eines Studiums, Verlust von vertrauten Personen oder starke familiäre Konflikte gelten als mögliche Auslöser.
Stressanfällige, psychisch leicht verletzliche Menschen reagieren auf außergewöhnliche Belastungen häufig mit einer Änderung des Essverhaltens oder Verlust des Appetits. Sie sind dadurch besonders anfällig, dass sich bei ihnen die vorübergehende Änderung im Essverhalten zu einer chronischen Essstörung entwickelt.
Die Magersucht – ein Teufelskreis
Der Teufelskreis der Magersucht führt zu einem immer restriktiveren Essverhalten, das durch Erbrechen nach Heißhungerattacken (Bulimie), Einsatz von Abführmitteln und extremem Sport noch verschärft wird. Magersüchtige können sich aus diesem Teufelskreis nicht allein befreien. Sie benötigen langfristig therapeutische Hilfe, die darin besteht, durch eine Ernährungsberatung ein gesundes Essverhalten zu erlernen und ein normales Körpergewicht zu erreichen, um den körperlichen Folgeschäden der Mangelernährung entgegenzuwirken. Die Psychotherapie ist ein wesentlicher Bestandteil der Magersucht-Therapie, bei der meist auch die Familie mit einbezogen wird.