1. Aufbau
Die Leber, auch Hepar genannt, ist die größte Verdauungsdrüse im menschlichen Organismus. Die Leber eines erwachsenden Mannes wiegt etwa 1,4 bis 1,6 Kilogramm. Das Organ bei Frauen ist etwas leichter. Die Leber ist an ihrer größten Stelle 20-23 Zentimeter lang und etwa 15-18 Zentimeter breit.
Die Leber ist ein elastisches und weiches Organ. Sie ist rötlich-braun gefärbt. Die Oberfläche der Hepar glänzt leicht. Sie wird von der sogenannten Capsula fibrosa überzogen. Diese Kapsel schützt die Leber und besteht aus Bindegewebe. Die Leber ist aus zwei Lappen aufgebaut. Der rechte Lappen ist dabei um ein Vielfaches größer als der linke Lappen. Die Leber hat zudem mehrere Bänder. Am unteren Teil der Leber besteht dieses Band aus Teilen der ehemaligen Nabelvene. Diese hat den Embryo während der Schwangerschaft mit sauerstoffreichem Blut versorgt.
2. Lage im Körper
Die Hepar liegt im rechten Oberbauch des Körpers. Sie liegt unterhalb des Zwerchfell-Muskels und ist teilweise mit diesem verwachsen. Der linke Lappen der Leber erstreckt sich entlang des rechten Rippenbogens. Der rechte Lappen liegt vor dem Magen.
3. Blutversorgung der Leber
An der unteren Seite der Verdauungsdrüse liegt die Leberpforte. Hier treten sowohl die Leberarterien als auch die Pfortader in die Leber ein. Über die Leberarterie bekommt das Organ sauerstoffreiches Blut vom Herzen. Über den Pfortader-Kreislauf werden das Blut und die Nahrungsbestandteile aus dem Magen-Darm-Trakt und die Hormone aus der Bauchspeicheldrüse zur Leber transportiert. Die Versorgung ist unausgewogen. 25 Prozent des Blutes bezieht die Leber über die Arterie aus dem Herzen. 75 Prozent kommen aus dem Kreislauf der Pfortader. Sauerstoffarmes Blut gibt die Leber über die Lebervene an die Lunge ab. Dort wird das Blut wieder mit Sauerstoff angereichert und nimmt seinen ursprünglichen Weg weiter zum Herzen.
Die Leber ist ein sehr stark durchblutetes Organ im menschlichen Körper. Diese hohe Menge Blut brauchen unter anderem die Leberzellen. Diese werden auch Hepatozyten genannt. Die Hepatozyten sind an allen Funktionen der Hepar beteiligt und übernehmen eine Vielzahl an Aufgaben. Hinsichtlich ihrer Vielfalt sind sie mit keiner anderen Zelle im Organismus vergleichbar.
4. Die Leber als Stoffwechselorgan
Die Leber ist eine wichtige Verdauungsdrüse und maßgeblich am Stoffwechsel der Makronährstoffe Fett, Eiweiß und Zucker beteiligt. Die Leber ist dafür zuständig über die Hormone Insulin und seinen Gegenspieler Glucagon den Zuckerspiegel im menschlichen Blut konstant zu halten. Dies kann sie auch unabhängig von der Nahrungsaufnahme tun. Zuckermoleküle werden als Glukose im Dünndarm absorbiert und zur Bereitstellung von Energie an andere Organe weitergegeben. Steht mehr Glukose zur Verfügung als benötigt wird, kann diese in Form von Glykogen gespeichert werden.
Glykogen wird unter anderem in der Leber gespeichert. Benötigt der Körper Energie kann das Glykogen wieder zu nutzbarerer Glukose umgewandelt werden. Dieser Vorgang wird Gluconeogenese genannt und findet in der Leber statt. Die Hormone Insulin und Glucagon steuern diesen Vorgang. Bei einer guten Versorgungslage des Körpers mit Energie bewirkt Insulin den Aufbau von Glukose zu Glykogen. Bei unzureichender Energiezufuhr steuert das Hormon Glucagon den gegenteiligen Prozess.
Die Leber ist aber nicht nur für die Energiebereitstellung in Form von Glukose zuständig. Sie ist weiterhin an der Herstellung von Ketonkörpern beteiligt. Diese sind alternative Bausteine zur Glukose die dem Gehirn als Energiequelle in einer Hungerperiode dienen. Zudem synthetisiert die Verdauungsdrüse Cholesterin und Fettsäuren. Die Leber ist zudem an der Herstellung bestimmter Bluteiweiße wie Globulin und Gerinnungsfaktoren beteiligt.
Neben der Speicherung von Glukose als Glykogen ist die Leber auch ein wichtiges Speicherorgan für Fett, Blut und Vitamine.
5. Die Leber als Entgiftungsorgan
Die Leber ist nicht nur einer Verdauungsdrüse, sie ist auch das wichtigste Entgiftungsorgan im menschlichen Organismus. Sie dient als Filter zwischen Darm und dem Blutkreislauf. So verhindert sie, dass pathogene Keime und schädliche Stoffe aus der aufgenommenen Nahrung in das menschliche Blut übergehen. Zu ihnen zählen unter anderem Ammoniak, Billirubin, Medikamente und Steroidhormone. Giftige Stoffe werden in der Leber von den Hepatozyten zu unschädlichen Stoffen umgebaut. Ammoniak wird zum Beispiel zu Harnstoff umgewandelt.
6. Die Leber als Ausscheidungsorgan
Die in dem Entgiftungsorgan der Leber anfallenden Substanzen scheidet die Leber über die Gallenflüssigkeit aus. Dazu zählen unter anderem Cholesterin, Billirubin und bestimmte Produkte aus dem Stoffwechsel. Als letzter Schritt werden diese über den Stuhl ausgeschieden. Einige Substanzen werden in der Leber zu wasserlöslichen Stoffen umgewandelt. So wird aus Ammoniak Harnstoff. Dieser wird über den Urin nach Außen abgegeben.
7. Die Leber und die Galle
Die Leber ist ferner für die Produktion von Gallenflüssigkeit verantwortlich. Sie produziert etwa einen Liter Galle täglich. Die Galle wird im Anschluss an die Gallenblase abgegeben. Dort wird sie gespeichert und bei der Aufnahme von Nahrung in den Darm abgegeben. Dieser benötigt die Galle zur Aufnahme von Fettsäuren aus der Nahrung.
8. Besonderheiten
Die Hepar ist ein sehr widerspenstiges Organ. Im Vergleich zu anderen Organsystemen im menschlichen Körper hat sie eine ausgesprochen hohe Regenerations-Fähigkeit. Wenn ein Teil der Leber zerstört wird oder völlig abstirbt, wird der Teil neu gebildet. Damit die Fähigkeit zur Regeneration bestehen bleibt müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Die Leber darf nicht an der Stelle verletzt werden, an welcher die Fähigkeit für die Neubildung sitzt. Weiterhin darf nicht mehr als die Hälfte des Organes verletzt sein. Sind diese Voraussetzung erfüllt, kann sich die Leber vollständig erholen. Dieser Umstand ist besonders bei Transplantationen wichtig. Es ist demnach möglich, die Hälfte seiner Leber an bedürftige Menschen zu spenden.
9. Enzyme der Leber
Wie jedes andere Organ im Körper ist auch die Leber auf bestimmte Enzyme angewiesen, um ihre Funktionen ausführen zu können. Die Untersuchung der Enzyme wird für die Diagnostik bestimmter Erkrankungen der Leber genutzt. Erhöhte Werte an Leberenzymen im Blut können etwa auf eine Schädigung von Hepatozyten hinweisen. Ursachen für diese Schädigung können unter anderem Alkoholmissbrauch und Virusinfektionen sein. Leberenzyme die recht häufig bestimmt werden sind unter anderem GOT, GPT, AP und Gamma-GT.
10. Krankheiten
Das Stoffwechselorgan kann auf vielfache Weise erkranken. Um dies zu vermeiden ist ein gesunder Lebenswandel wichtig. Abwechslungsreiche Ernährung, ausreichend Bewegung und der Verzicht auf Nervengifte wie Alkohol halten die Leber länger fit als ein ungesunder Lebensstil.
Durch eine dauerhaft überkalorische Ernährung kann eine Fettleber entstehen. Weitere Krankheiten der Leber sind die Leberentzündung, die Leberzirrhose und die Stauungsleber.
Besonders schwerwiegend kann sich ein akutes Leberversagen auswirken. Die Leberzellen können entarten. Es entstehen Leberkarzinome und Leberkrebs.
Syndrome die die Leberfunktion einschränken sind zum Beispiel das Reye-Syndrom, das Byler-Syndrom oder die Alagille.
Weitere Erkrankungen sind Morbus Meulengracht, Morbus Wilson und eine Verschlusskrankheit der Venen.
- Fettleber
- Leberzirrhose
- Hepatitis (Leberentzündung)
- Leberzellkarzinom
- Lebermetastasen
- Akutes Leberversagen
- Stauungsleber
Die meisten Erkrankungen der Leber entstehen durch Alkohol, Medikamente oder diverse andere körperfremde Stoffe. Bis zu einem gewissen Grad kann die Leber diese für den Körper giftigen Stoffe abbauen beziehungsweise in ungiftige Stoffe umwandeln. Bei einem starken Missbrauch von Alkohol oder Tabletten ist dieses jedoch nicht mehr möglich und die Leber wird stark belastet. Auch zu reichhaltiges und vor allem fetthaltiges Essen kann die Leber immens schädigen.
Versagt die Leber, bedeutet dies den sicheren Tod, denn ohne eine funktionierende Leber kann der menschliche Körper nicht überleben. In diesem Fall kann nur noch eine Transplantation den Patienten retten.
Erkrankungen der Leber verursachen – zumindest im Anfangsstadium – selten Schmerzen. Eine Gelbfärbung der Haut beziehungsweise der weißen Anteile des Augapfels können erste Anzeichen für Erkrankungen der Leber sein. Um Schäden an der Leber festzustellen, werden in der Regel Blutproben entnommen und die Leberwerte ermittelt.