Anfang Januar 2017 ging eine Nachricht wie ein Lauffeuer um die Welt: Ein neues Organ ist im menschlichen Körper entdeckt worden. Sein Name ist Gekröse oder Mesenterium. Dabei ist das Gekröse schon bekannt, seitdem man damit begonnen hatte, Menschen zu sezieren. Denken wir nur an den Universalgelehrten Leonardo da Vinci. Entgegen strengsten Verboten durch die Geistlichkeit hatte er es bereits im 15. Jahrhundert gewagt, zu Studienzwecken Leichen zu öffnen.
Warum also jetzt wieder diese Aufregung um das Gekröse?
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Obwohl da Vinci schon 1508 feststellte, dass es sich beim Gekröse um ein Organ handeln muss, wurde es von der modernen Schulmedizin einfach nicht weiter beachtet. Das ging so lange gut, bis sich endlich Professor J. Calvin Coffey gemeinsam mit seinem Team am irischen University Hospital in Limerick erneut des Themas annahm, um schließlich in dem britischen Fachblatt „The Lancet“ den Artikel „The mesentery: structure, function and role in disease“ zu veröffentlichen (übersetzt: „Das Gekröse: Struktur, Funktion und Bedeutung für Krankheiten).
Selbstverständlich weisen Calvin Coffey und sein Team mit Hochachtung auf die Vorleistungen da Vinci’s hin, in dessen kunstvollen Darstellungen das Gekröse zwar detailliert, aber noch als einfach geschwungenes und durchgehendes Gewebeteil abgebildet wird. Heute ist bekannt, dass es wesentlich stärker in sich verdreht ist. Coffey bestätigte die Position des Gekröses am Ende des Dickdarms, wobei eine Aufgabe darin besteht, den Dickdarm mit der Bauchwand zu verbinden. Die Forscher weisen ausdrücklich darauf hin, dass das Gekröse aber viel mehr als nur ein organischer Haltewinkel für den Darm ist.
Was qualifiziert das Gekröse als Organ?
Das Gekröse ist eine Doppelfalte am Bauchfell (Peritoneum). Eine seiner Aufgaben besteht darin, die Bauchhöhle auszukleiden und für eine räumliche Trennung von Magen und Darm zu sorgen. Wenn zum Beispiel bei den Atemübungen für Asthmatiker von der Bauchfellatmung gesprochen wird, dann ist hieran genau das Gekröse beteiligt.
Ein Organ muss auch formal einige anatomische Bedingungen erfüllen. Da sich das Gekröse an einigen Stellen lose im Bauchraum bewegen kann, sollte es nicht nur als Anker für den Darm betrachtet werden. Man geht heute davon aus, dass das Gekröse durchaus eigene, spezifische Aufgaben zu erledigen hat und damit bedient es die Organ-Definition.
Die Funktionen des Gekröses im Sinne eines Organs
Neben der Anatomie sind bei Organen immer auch die sich darin abspielenden biochemischen Prozesse interessant und aussagekräftig. Solche biochemischen Prozesse werden in den nächsten Jahren zum Gegenstand der medizinischen Forschung. Viel mehr als eine Ansammlung von Fettzellen im direkten Umfeld des Gekröses haben die Forscher bislang noch nicht ausmachen können. Den Sinn der Sache werden wir noch herausfinden.
Alle Krankheitssymptome in direkter Verbindung mit dem Mesenterium wurden bislang den unmittelbar benachbarten Organen zugerechnet. Coffey und O’Leary gehen heute davon aus, dass Lageanomalien wie eine Darmverdrehung, Gefäßfehlbildungen im Mesenterium, innere Hernien, Zysten und auch Störungen der Zellentwicklung ihre Ursachen im Gekröse haben können.
Bei vielen chirurgischen Entfernungen von Teilen des Darms wurde oftmals auch das dazugehörige Mesenterium mit herausgenommen. Gerade bei Darmkrebs konnte sogar eine bessere Entwicklung, als ursprünglich prognostiziert, nach beziehungsweise durch die Teilentfernung des Mesenteriums konstatiert werden. Coffey und O’Leary sind deshalb davon überzeugt, dass die Heilungschancen bei anderen Krankheiten wie beispielsweise Morbus Crohn ebenfalls verbessert werden können, wenn fehlgeschaltete Zellen des Gekröses eliminiert werden.
Das Gekröse wird die zukünftige Forschung beschäftigen
Insofern erlebt das Gekröse zurzeit eine Art Renaissance bei den Forschungsanstrengungen, denn man vermutet bereits, dass dieses (neue) Organ Antworten geben kann, zum Beispiel dahin gehend, wie wir die Therapien bei Fettsucht, Diabetes oder Krebs verbessern können. Dass die entsprechenden Forschungsanträge gerade in diesem Moment in der Beantragung stehen, davon kann wohl ausgegangen werden, denn die biologische Funktion des Getöses ist noch weit von einer Klärung entfernt. Zugute kommt dem Gekröse nun sein neuer Organ-Status. Ohne diesen „Ritterschlag“ würden nämlich keine größeren Forschungsanträge dazu bewilligt werden.
Erst wenn wir die Funktionen des Gekröses genau verstanden haben, können wir den nächsten, wichtigen Schritt gehen und die möglichen Fehlfunktionen als Ursachen verschiedener Krankheiten identifizieren. Wenn also bald die Rede sein wird von dem neuen Zweig medizinischer Wissenschaft