Um zu verstehen, was eine Bauchmuskelkontraktion ist, unternehmen wir hier einmal einen kurzen Ausflug in die Physiologie…
Die Bauchmuskeln verspannen die Bauchwand und sorgen somit dafür, dass die inneren Organe am Platz bleiben, die Wirbelsäule nicht zu stark nach vorne „durchhängt“ und zum Hohlkreuz wird, und ist außerdem wichtig für den aufrechten Stand und Gang.
Um dies zu gewährleisten, sind Muskeln nicht einfach nur Gewebeplatten wie etwa die Haut oder die Sehnen und Bänder, sondern in der Lage, aktiv zu kontrahieren. Kontraktion bedeutet hier aktive Verkürzung – die Muskeln sind also in der Lage, ihre normale Ruhelänge zu verkürzen und dadurch die beiden Enden, den Ursprung und den Ansatz des jeweiligen Muskels, einander anzunähern.
Was bedeutet Kontraktion?
Einfachstes Beispiel einer sogenannten Kontraktion ist der Bizepsmuskel am Arm: Kontrahiert er, so werden Ursprung (Schulterblatt und Oberarmvorderseite) und Ansatz (obere Kante des Unterarms) einander angenähert. Bei der Bauchmuskulatur hängt die Richtung der Kontraktion ebenfalls von Ursprung und Ansatz ab: Der Rektusmuskel verbindet Rippenborgen mit vorderem Beckenkamm und führt bei Kontraktion der beiden somit zu deren Annäherung, also der Beugung des Rumpfes nach vorne – der typische Sit-up. Die seitlichen Bauchmuskeln dagegen sind schräg und quer verspannt und unterstützen damit gemeinsam mit der Rückenmuskulatur die Seitwärtsdrehung und -neigung, je nach kontrahierender Seite. Kompliziert?
Hinunter auf die Zellebene…
Im Prinzip ist es ganz einfach: Die Muskelkontraktion findet auf Ebene der einzelnen Zelle statt, welche sich auf den elektrischen Reiz eines Nerven hin zusammenzieht. Ein Muskel besteht nun aus ganz vielen kleinen neben- und vor allem hintereinander geschalteten Muskelzellen – wenn die sich alle zusammenziehen, verkürzt sich auch der gesamte Muskel.
Bauchmuskeln sind Dauerarbeiter
Bei der Bauchmuskulatur spielt neben dieser kurzfristigen Kontraktion auch noch eine Dauerkontraktion eine große Rolle. Im Gegensatz zum Bizeps soll die Bauchwand ja möglichst eine dauerhafte Spannung halten, damit der Bauchinhalt schön drinnen bleibt und wir auch stundenlang aufrecht stehen können, ohne davon Bauchmuskelschmerzen zu bekommen. Zu diesem Zweck handelt es sich bei den Bauchmuskeln um besonders ausdauernde Muskeln, die ihre Spannung im Gegensatz zum Bizeps sehr lange halten können. Das Prinzip der Kontraktion bleibt jedoch dasselbe.
Die Rolle des Nervensystems
Unser Nervensystem hat im Rahmen des Gehen lernens als Kleinkind gelernt, die richtige Balance aus Kontraktion und Entspannung zwischen Bauch- und Rückenmuskeln zu automatisieren, sodass wir aufrecht stehen können, ohne darüber nachdenken zu müssen.
Vernachlässigen wir aber unsere Bauchmuskeln, indem wir nur Sitzen und kaum noch durch die Gegend laufen, so werden diese schwächer und verlernen ihre Aufgabe ein Stück weit. Folge ist ein Überwiegen der Rückenmuskulatur und die Bildung eines Hohlkreuzes in der Lendenwirbelsäule, was häufig Anlass zu chronischen Rückenschmerzen ist.
Gezieltes Training der Kontraktion der Bauchmuskeln, zum Beispiel durch vorsichtige und langsame Sit-ups, hilft dem Gehirn, sich die Performance der Bauchmuskelkontraktion wieder in Erinnerung zu rufen. Gesunde Funktion und Schmerzfreiheit sind die Folge…