Die Phytotherapie ist die Heilkunde, bei der die Heilpflanzen oder Extrakte aus Pflanzen zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden. Die Pflanzenheilkunde ist bereits einige Jahrtausende alt. Die Menschen haben aufgrund von Beobachtungen und Erfahrungen die heilende Wirkung der Pflanzen kennengelernt. Das Wissen wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Erst im Mittelalter begannen vor allem Mönche, das Wissen über Pflanzen in Büchern festzuhalten. Heute werden Heilkräuter nach wie vor als heilende Medizin eingesetzt. Durch die modernen Methoden der Labortechnik ist es heute möglich, Pflanzen auf ihre einzelnen Wirkstoffe hin zu untersuchen. Dabei wurden unter anderem die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe entdeckt.
Schützende Funktion
Diese Substanzen werden von den Pflanzen zu ihrem eigenen Schutz, als Abwehrstoffe und zum Anlocken von Insekten gebildet. Daher gehören auch die pflanzlichen Hormone, Duft-, Farb- und Aromastoffe zu den sekundären Pflanzenstoffen. Dabei sind diese Wirkstoffe nicht nur in Heilkräutern enthalten. Sie werden in allen Pflanzen und ihren Früchten gebildet und spielen bei der gesunden Ernährung des Menschen eine große Rolle. Die sekundären Pflanzenstoffe sind chemische Verbindungen, die keinen eigenen Nährwert haben. Sie sind damit den Vitaminen ähnlich. Diese wichtigen Verbindungen sind nur in winzigen Mengen in den Pflanzen, in Obst und Gemüse enthalten. Sie haben jedoch wichtige schützende Funktionen für die Pflanze und den Menschen.
Gesundheitsfördernde Eigenschaften
Die wissenschaftliche Erforschung der sekundären Pflanzenstoffe ist längst noch nicht abgeschlossen. Momentan sind mehr als 30.000 verschiedene Substanzen bekannt. Doch die Erkenntnisse über die komplexe chemische Zusammensetzung von Naturstoffen sind noch lange nicht komplett. Auch über die genaue Funktion der sekundären Pflanzenstoffe weiß die Wissenschaft noch nicht viel. Klar nachgewiesen ist jedoch, dass eine Ernährung mit einem hohen Anteil an pflanzlichen Bestandteilen sich positiv auf die Gesundheit auswirkt. Pflanzliche Nahrung kann vor Tumoren, Herz- und Kreislaufproblemen und vielen anderen Erkrankungen schützen. Viele der sekundären Pflanzenstoffe haben antioxidative und immunstärkende Eigenschaften. Manche können blutdrucksenkend und antithrombotisch wirken. Andere senken den Cholesterinspiegel und den Blutzucker.
Dabei hat sich gezeigt, dass die gesundheitliche Wirkung dann am höchsten ist, wenn die sekundären Pflanzenstoffe mit der Pflanze oder der Frucht zusammen aufgenommen werden. Denn nur das Zusammenspiel aller in der Pflanze oder deren Früchten enthaltenen Inhaltsstoffe entwickelt die umfassende schützende Funktion. Isolierte Wirkstoffe in Form eines Medikamentes sind keine echte Alternative zum Essen von frischen pflanzlichen Lebensmitteln. Im Gegenteil – Studien haben gezeigt, dass der wichtige sekundäre Pflanzenstoff Beta-Carotin in isolierter Form und hoch dosiert aufgenommen, bei Rauchern zu einem Anstieg der Tumorerkrankungen geführt hat. Um die Wirkmechanismen tatsächlich zu verstehen, wird intensiv weitergeforscht.
Gesunde frische Nahrung
Wichtige sekundäre Pflanzenstoffe sind, neben den bereits erwähnten Carotinoiden, beispielsweise Flavonoide, Phytoöstrogene, Phytosterine und Saponine. Carotinoide sind pflanzliche rote, gelbe und orange Farbstoffe. Flavonoide sind Farbstoffe, die Früchte und andere Pflanzenteile blau, violett und rot färben. Phytoöstrogene sind pflanzliche Hormone, die im chemischen Aufbau Ähnlichkeit mit dem menschlichen Östrogen haben. Sie sind im Vollkorn, in Hülsenfrüchten und in Leinsamen enthalten. Phytosterine sind wichtige Zellbaustoffe, die dem menschlichen Cholesterol entsprechen. Sie sind in Nüssen, Sonnenblumenkernen und Sojabohnen enthalten. Saponine finden sich bevorzugt in Wurzeln, Samen, Blüten und Blättern. Kartoffeln, Knoblauch und Tomaten sind einige Lieferanten mit hohen Anteilen an Saponinen.
Ein Tipp für eine gesunde Ernährung ist, möglichst abwechslungsreich und „farbig“ essen. Die Mahlzeiten sollten einen hohen Anteil an Obst, Gemüse und Salaten enthalten, bei denen die ganze appetitanregende Farbpalette, wie beispielsweise mit rotem Paprika, grünem Blattgemüse, violetten Auberginen und orangen Möhren, genutzt wird.