Phytoöstrogene gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen. Als sekundäre Pflanzenstoffe werden alle chemischen Verbindungen bezeichnet, die Pflanzen in ihrem aufbauenden oder abbauenden Stoffwechsel produzieren. Meistens dienen die sekundären Pflanzenstoffe den Pflanzen zur Abwehr von Fressfeinden.
Phytoöstrogene besitzen eine strukturelle Ähnlichkeit zu Östrogenen. Aufgrund dieser Ähnlichkeit können sie sich im menschlichen Körper an Östrogenrezeptoren binden und erzielen somit eine östrogene oder auch eine antiöstrogene Wirkung. Die meisten Phytoöstrogene haben zudem eine antioxidative Wirkung und hemmen das Zellwachstum. Bekannte Phytoöstrogene sind die Isoflavone Genistein, Daidzein und Coumestrol. Auch die Lignane gehören zu den Phytoöstrogenen.
Pflanzen mit Hormonwirkung
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Lignane und Isoflavon sind die Phytoöstrogene mit der größten Wirkung auf den menschlichen Stoffwechsel. Isoflavone finden sich vor allem in Sojabohnen und Produkten, die aus Sojabohnen hergestellt werden. Dazu gehören Sojamilch, Miso und Tofu. Auch in Bohnen und Erbsen sind Isoflavone enthalten. Lignane stecken in Leinsamen, Kürbiskernen, Gerste, Roggen, Nüssen, Erdbeeren, Cranberries, Brokkoli oder Oliven. Die Phytoöstrogene aus fermentierten Produkten, wie zum Beispiel solche aus traditionell produziertem Miso oder Tempeh, haben eine bessere Bioverfügbarkeit. Die Bioverfügbarkeit gibt an, wie schnell und in welchem Ausmaß ein Stoff vom Körper resorbiert und verwertet werden kann. Der Phytoöstrogengehalt von Pflanzen wird durch die Sorte, das Klima im Anbaugebiet, die Erntezeit und die Fruchtreife mitbestimmt. Standardisierte Werte für Lebensmittel existieren deshalb nicht.
Die gesundheitliche Bedeutung von Phytoöstrogenen
Seit mehreren Jahren werden Isoflavone als natürliche Alternative zur Hormontherapie diskutiert. Dabei werden in der Regel Soja- oder Rotkleepräparate verwendet. Die Ergebnisse der Studien, die in diesem Zusammenhang durchgeführt wurden, sind allerdings durchwachsen. Es zeigten sich zwar durchaus Wirkungen, diese konnten aber nicht mit der Wirkung der klassischen Hormontherapie mithalten. Einige Studien zeigten einen positiven Effekt von Isoflavonen auf die Knochendichte und den Knochenstoffwechsel. Diese protektive Wirkung vor Osteoporose konnte allerdings nicht in allen Studien reproduziert werden. Eindeutiger ist die Studienlage im Hinblick auf das Thema Krebs. Es ist bekannt, dass Präparate mit Phytoöstrogenen der Entstehung von Brust-, Prostata- und Gebärmutterkrebs entgegenwirken können. Die genauen Wirkmechanismen sind hier allerdings noch unbekannt. Vermutlich spielen nicht nur die östrogenen bzw. antiöstrogenen, sondern auch die antioxidativen Eigenschaften der Phytoöstrogene eine Rolle. Allerdings zeigte sich bei zu hoher Phytoöstrogengabe auch eine negative Wirkung auf das Gewebe der weiblichen Brust.
Die tägliche Aufnahme von mindesten 20 Gramm Eiweiß aus Soja scheint sich positiv auf das Gesamt-Cholesterin, den LDL-Cholesterinspiegel und den Gehalt von Triglyzeriden im Blut auszuwirken. Auch ein Anstieg des nützlichen HDL-Cholesterins konnte beobachtet werden. Systolischer und diastolischer Blutdruck nahmen ab. Vermutlich geht diese Wirkung auf eine Verbesserung der Gefäßelastizität zurück.
Gesundheitsrisiken von Phytoöstrogenen
Phytoöstrogene werden immer häufiger in Zusammenhang mit Unfruchtbarkeit und Entwicklungsstörungen erwähnt. Einige Tierstudien zeigen, dass Tiere, die überwiegend mit Rotklee ernährt werden, an Fruchtbarkeit verlieren. Zudem legten die Studien offen, dass die Organdifferenzierung vor der Geburt durch hohe Dosen bestimmter Phytoöstrogene gestört wird. Bei Menschen gibt es Hinweise, dass Söhne von Vegetarierinnen, häufiger unter Penishypospadien leiden. Eine Hypospadie ist eine angeborene Entwicklungsstörung der Harnröhre. Dieses Phänomen wird ebenfalls in Zusammenhang mit Phytoöstrogenen gebracht.
Bei regelmäßigem Biergenuss können sogenannte Gynäkomastien auftreten. Von einer Gynäkomastie spricht man, wenn die Brustdrüse des Mannes vergrößert ist. Es wird angenommen, dass diese Männerbrust durch die im Bier enthaltenen Phytoöstrogene verursacht wird. Der Hopfen, der zur Bierherstellung genutzt wird, enthält kleine Mengen Phytoöstrogene.