Wie archäologische Funde aus Osteuropa und Süddeutschland beweisen, verwendeten schon die Menschen der Jungsteinzeit die weißen Samen der Wassernuss. Noch im 17. Jahrhundert kam die begehrte Wasserpflanze in ganz Europa in großen Beständen vor. Das heute unter Naturschutz stehende Gewächs war 2011 in Deutschland und den Alpenländern Wasserpflanze des Jahres.
Was ist eine Wassernuss?
Die Wassernuss wird fälschlicherweise auch Wasserkastanie genannt und ist eine einjährige Wasserpflanze, die im Herbst hartschalige, dunkelbraune und mit vier Dornfortsätzen versehene Früchte (Nüsse) bildet. Wegen ihrer Seltenheit steht die zu den Weiderichgewächsen gehörende Pflanze seit 1987 unter Naturschutz.
Mithilfe seiner dornenbesetzten Nüsse verankert sich das Gewächs in maximal 60 cm Tiefe im schlammigen Boden. Die Früchte bilden bis zu drei Meter lange, luftgefüllte rote Stängel, an deren Ende ab Juni fächerförmige hellgrüne gezackte Blätter zu erkennen sind. Sie schwimmen in Rosetten zu maximal 30 Einzelblättern auf der Wasseroberfläche.
In den Monaten Juli und August haben sie winzige weiße Blüten, aus deren klappenförmigen Kelchblättern sich im September die Nüsse entwickeln. Der weiße Fruchtkern besitzt einen hohen Fett- und Stärkegehalt und findet vielseitige Verwendung.
Die Wassernuss kommt in Europa, Asien und Zentralafrika vor. Sie liebt sonnige bis halbschattige Standorte in kalkarmen und nährstoffreichen Gewässern. Sie ist bevorzugt in stehenden Altgewässern und stark verschlammten Seen zu finden. In Deutschland gibt es nur noch einige Bestände im Altrhein und in wenigen brandenburgischen Seen.
Falls Sie die Wassernuss in Ihrem Gartenteich ansiedeln möchten, legen Sie die im Fachhandel erhältlichen Früchte einfach ins Wasser. Achten Sie jedoch beim Kauf darauf, dass die Nüsse noch mit der Pflanze verbunden sind. Ist das nicht der Fall, sind diese nicht mehr keimfähig.
Welche gesunden Eigenschaften hat die Wassernuss?
Falls Sie die weißen Samen der Wassernuss essen möchten, kochen Sie diese am besten zuvor ab, da sie leicht giftig sind und in seltenen Fällen gar von Parasiten befallen sein können. Gehören Sie jedoch zu den Menschen, die keinen empfindlichen Magen haben, können Sie die Samen in geringen Mengen auch roh verzehren.
Ansonsten lässt sich die Wassernuss wie Kartoffeln in Salzwasser zubereiten oder gleich Maroni in der Pfanne rösten. Zerkleinert und getrocknet finden sie als Mehl zum Brotbacken oder als Bindemittel in Speisen Verwendung.
In Japan werden die Früchte der Hishi genannten und in Teichen kultivierten zweidornigen Wassernuss auch in der Medizin angewandt. Bisher liegen jedoch bezüglich der Wirksamkeit der Wassernusssamen noch keine eindeutigen Forschungsergebnisse vor. In Indien werden sie zur Behandlung der Bluterkrankheit eingesetzt.
Dass sie eine gewisse Heilwirkung haben müssen, beweist die Tatsache, dass sie schon in der griechischen Antike als Naturarznei bekannt waren. Der berühmte Arzt Hippokrates behandelte Entzündungen verschiedener Art mit einem Getränk, welches er aus den Samen der Wassernuss zubereitete. Die Flüssigkeit hatte außerdem eine angenehm kühlende Wirkung.
Bei Plinius d.Ä. werden Umschläge genannt, die mit Absud oder Extrakt aus den Samen der Wassernuss getränkt und äußerlich zur Behandlung von (bakteriellen) Augenkrankheiten genutzt wurden. Innerlich als Mundwasser angewandt, halfen sie bei Entzündungen des Mund-Rachenraums.
Andere Quellen berichten davon, dass der Absud selbst gegen Pilze wie Candida tropicalis effizient einsetzt wurde. In Mitteleuropa konnte man die Früchte sogar in Apotheken kaufen. Die Nüsse des damals als „Hexenpflanze“ verschrieenen Gewächses waren wegen ihrer psychoaktiven und lustfördernden Wirkung sehr beliebt. Im deutschen Württemberg behandelte man lästiges Seitenstechen mit einem Absud aus den dort „Stechkralle“ genannten dornenbewachsenen Nüssen.
Das stark gerbsäurehaltige Mehl der Samen wurde bis vor kurzem in Kärnten als bewährtes Mittel gegen Durchfall verordnet. Außerdem wurden die Früchte der Wassernuss nachweislich zur Behandlung von Gallenbeschwerden und allgemeiner körperlicher und seelischer Erschöpfung verwendet. Zur Vitalisierung des Körpers und Nervenberuhigung wurden die Samen mit Milch vermischt.