Hinter der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln in der Schwangerschaft steht oft der Wunsch, das Ungeborene optimal zu versorgen. Doch nicht alle Nahrungsergänzungsmittel sind notwendig. Ein Teil ist unnütz oder im schlimmsten Fall sogar schädlich.
Diese Nahrungsergänzungsmittel sind in der Regel notwendig
Eines der wichtigsten Nahrungsergänzungsmittel, die während der Schwangerschaft eingenommen werden sollten, ist Folsäure. Folsäure ist ein Vitamin aus der B-Gruppe. Es fungiert als Vorstufe des Coenzyms Tetrahydrofolsäure. Dieses spielt eine wichtige Rolle bei der Replikation der DNS.
Ein Mangel an Folsäure führt zu einer Anämie. In der Embryonalentwicklung erhöht ein Folsäuremangel das Risiko eines Neuralrohrdefektes. Kinder, deren Mütter zu wenig Folsäure zu sich nehmen, können nach der Geburt unter Spina bifida oder Anenzephalie leiden. Der Folsäurespiegel der Mutter soll zudem einen Einfluss auf die Frühgeburtsrate und die Entwicklung von angeborenen Herzfehlern haben. Eine ausreichende Folsäureversorgung während der Schwangerschaft scheint sich später positiv auf die Sprachentwicklung des Kindes auszuwirken. Studien aus Norwegen zeigen außerdem einen Zusammenhang zwischen Folsäuremangel und Autismus.
Der Folsäurebedarf in der Schwangerschaft liegt bei 800 µg. Mit der Einnahme von Folsäure sollte schon bei Kinderwunsch begonnen werden.
Viele Ärzte empfehlen zudem die Einnahme von Jod. Während einer Schwangerschaft hat der Körper einen 20 Prozent höheren Bedarf. Ein Jodmangel erhöht das Risiko für Fehlbildungen, Fehlgeburten und Frühgeburten. Die empfohlene Zufuhr liegt bei 100 Mikrogramm pro Tag.
Die Supplemente sind in der Schwangerschaft umstritten
Einige Experten raten zur Einnahme von Vitamin D während der Schwangerschaft. Vitamin D ist eigentlich gar kein Vitamin, sondern ein Hormon. Der Körper kann es bei ausreichender Sonneneinstrahlung selber produzieren. Insbesondere im Winter ist die Strahlung aber nicht ausreichend, sodass es zu einem Vitamin-D-Mangel kommen kann. Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D ist wichtig für die Gesundheit der kindlichen Knochen.
Studien zeigen, dass die Zufuhr von Fischöl in der Schwangerschaft das Risiko von Frühgeburten senkt. Zudem sollen Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft Fischöl supplementiert haben, weniger Allergien ausbilden und sich besser entwickeln. Insbesondere scheinen sich die Wirkstoffe des Fischöls positiv auf die Hirn- und Sehfunktion auszuwirken. Nicht alle Experten halten diese Ergebnisse für haltbar. Die Einnahme von Fischöl könne getrost durch zwei bis drei Fischmahlzeiten pro Woche ersetzt werden.
Diese Nahrungsergänzungsmittel sind überflüssig oder sogar gefährlich
Mehr als die Hälfte aller werdenden Mütter schluckt Eisenpräparate. Doch nur 10 bis 20 Prozent leiden überhaupt unter einer Eisenmangelanämie. Vor der Selbstmedikation sollten die Frauen zunächst ihren Eisenstatus prüfen lassen. Denn bisher ist noch nicht bekannt, welche Auswirkungen die Zufuhr hoher Eisenmengen in der Schwangerschaft hat.
Im Normalfall ist auch die Einnahme von Magnesium überflüssig. Einzig wenn ein Risiko für eine Schwangerschaftsvergiftung (Gestose) besteht, kann die Zufuhr von Magnesium sinnvoll sein.
Nahrungsergänzungsmittel mit Vitaminen sind in der Regel ebenfalls unnötig. Eine zusätzliche Zufuhr von wasserlöslichen Vitaminen hat normalerweise weder Vorteile noch Nachteile. Gefährlich ist allerdings die Supplementierung von Vitamin A in hoher Dosierung. Eine Überdosierung von Vitamin A kann Fehlbildungen des ungeborenen Kindes zur Folge haben. Solche gefährlichen Dosen können allerdings mit den Präparaten, die in der Apotheke oder im Drogeriemarkt angeboten werden, nicht erreicht werden. Im Internet gibt es jedoch Nahrungsergänzungsmittel in bedenklich hohen Dosen zu kaufen.
Schwangere sollten Nahrungsergänzungsmittel grundsätzlich nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen. Dieser kann die aktuelle Versorgungssituation, die Wirksamkeit und die Risiken der einzelnen Nahrungsergänzungsmittel einschätzen und so eine Schädigung von Mutter und Kind verhindern.