Er ist rot, angenehm dickflüssig und hat vor allem auf Flugreisen viele Liebhaber: der Tomatensaft. Tomaten sind das beliebteste Gemüse der Deutschen. Die gängigsten Sorten sind Kirsch-, Cocktail- oder Fleischtomaten. Tomaten, die an der ganzen Rispe zum Verzehr geerntet werden, bezeichnet man als Strauchtomaten. Neben dem frischen oder gekochten Verzehr von Tomaten werden sie industriell vor allem als Mark, Ketchup, Konserven, Suppen, Pulver oder als Saft verarbeitet. Die Frage, ob dieser rote Gemüsesaft eine Wohltat für die Gesundheit des menschlichen Organismus darstellt, ist eindeutig mit „ja“ zu beantworten. Aber weshalb bietet Tomatensaft ein gesundheitliches Plus für den Körper und gibt es Unterschiede?
Tomaten: Direktsaft, Konzentratsaft, Saft oder Nektar?
Auch wenn umgangssprachlich beides als Saft bezeichnet wird, rein rechtlich, inhaltsstofflich und unter ernährungsphysiologischer Betrachtung gibt es zwischen dem Tomatensaft und dem Tomatennektar einige Unterschiede. Beim Tomatensaft an sich gibt es auch zwei Möglichkeiten. Einmal den Direktsaft und zum anderen den Konzentratsaft, der auch mit konzentriertem Mark hergestellt sein kann. Direktsaft bedeutet, dass der Saft, so wie er frisch gepresst wird, in die Flasche oder in den Getränkekarton kommt.
Beim Konzentratsaft wird dem Saft nach dem Pressen Wasser entzogen und später an anderer Stelle industriell die gleiche Menge an Wasser wieder zugesetzt. Inhaltsstofflich handelt es sich bei beiden Produkten um Tomatensaft. Gesundheit besser zu beurteilen ist aber in jedem Fall der Direktsaft mit seiner Ursprünglichkeit mit dem gemüseeigenen Wasser. Durch den zusätzlichen industriellen Wasserentzug können zudem wertvolle Inhaltsstoffe verloren gehen.
Bei Nektaren wird der Tomatensaft grundsätzlich mit Trinkwasser verdünnt, möglicher Weise gewürzt oder als gemischter Gemüsenektar mit anderen Gemüsesorten zusammen verarbeitet. Der Gemüseanteil muss hier mindestens 40 Prozent betragen. Auch bei den 100%igen Säften gibt es häufig gemixte Gemüsesäfte, die Tomatensaft als eine der geschmacksgebenden Zutaten besitzen. Säfte sind grundsätzlich wertvoller als Nektare für die Gesundheit zubeurteilen.
Kontrolliert ökologisch oder konventionell?
Neben der Art des Tomatensaftes sind auch der Anbau und die anschließende Verarbeitung für eine gesundheitliche Beurteilung von Bedeutung. Konventionell angebaute Tomaten werden intensiver gedüngt und gespritzt als kontrolliert ökologisch angebaute. Vor allem die Pestizid-Rückstände auf Bio-Tomaten sind im Gegensatz zur herkömmlichen Landwirtschaft deutlich geringer oder meistens gar nicht nachzuweisen. Gemäß der EU-Öko-Verordnung müssen Lebensmittel aus kontrolliert ökologischem Anbau frei von Gentechnik sein. Ein weiteres gesundheitliches Plus. Da Bio-Tomaten – auf Grund der nur zugelassenen natürlichen Düngung – in der Regel langsamer wachsen, als konventionelle Tomaten, sind sie oftmals zudem intensiver im Geschmack, haben teilweise eine höhere Nährstoffdichte pro Gramm und enthalten weniger Wasser. Bio-Tomatensäfte sind ernährungsphysiologisch betrachtet gesünder als konventionelle Tomatensäfte einzustufen. Man erkennt sie abgepackt oder lose im Geschäft, auf dem Markt oder im Naturkostfachgeschäft an dem Euroblatt aus weißen Sternchen auf grünem Hintergrund und an der Kennzeichnung mit der Öko-Kontrollstellen-Nummer, die in Deutschland mit „DE-Öko“ beginnt und einen dreistelligen Zahlencode aufweist.
Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe
Egal ob ökologisch oder konventionell, ob Direktsaft, Konzentratsaft oder Nektar, alle Tomatensäfte enthalten die klassischen Inhaltsstoffe des roten Gemüses, wenn auch in unterschiedlichem Umfang. Tomatensaft enthält unterschiedliche Mineralstoffe, wie Eisen, Calcium, Kalium, Magnesium, Phosphor, Natrium, Kupfer, Mangan und Zink. Auch die Vitamine B1, B2, B6 und B12 sowie Vitamin C und Folsäure sind in diesem erdigen Gemüsesaft enthalten. Ganz besonders hervorzuheben ist aber sein Gehalt an den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen. Sekundäre Pflanzenstoffe kommen in geringen Mengen in allen pflanzlichen Lebensmitteln vor und sind dennoch hoch wirksam für das Wohlbefinden und die Gesundheit des Menschen. Die komplette Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe befindet sich noch in der wissenschaftlichen Erforschung. Bisher sind fast 100.000 Einzelsubstanzen in zehn Obergruppen weltweit bekannt. Tomatensaft ist vor allem reich am sekundären Pflanzenstoff Lykopin. Dieser sekundäre Pflanzenstoff gehört zu der Gruppe der Carotinoide und ist für die rote Farbe im Gemüse verantwortlich. Im Tomatensaft ist er für den Körper sogar in einer besser verfügbaren Form vorhanden, als aus frischen rohen oder gekocht verarbeiteten Tomaten. Carotinoide wirken wissenschaftlich nachweisbar antikanzerogen, antioxidativ, immunmodulierend und Cholesterin-senkend im menschlichen Körper. Vor allem die Krebs-hemmende und Cholesterin-senkende Wirkung zeichnet das Lykopin im Tomatensaft aus. Zudem sind Tomatensäfte kalorienarm, was den einen oder anderen Genießer zusätzlich erfreuen wird.
Fünf am Tag und hoch in der Luft
Gemäß der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollten mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag gegessen werden. Das sind in etwa 650 Gramm für einen durchschnittlichen Erwachsenen. Eine Portion Gemüse kann wunderbar in Form eines Glases Tomatensaft getrunken werden, der nach Belieben auch zusätzlich gewürzt werden darf. Das wohl spannendste Phänomen beim Tomatensaft ist sein überdurchschnittlich hoher Verzehr auf Flugreisen. Nirgendwo wird so viel Tomatensaft getrunken, wie im Flugzeug. Der Ausschank pro Jahr liegt bei knapp zwei Millionen Litern beispielsweise bei der Deutschen Lufthansa. Durch die Druckverhältnisse im Flugzeug kommt es zu einer Veränderung in der gustatorischen Wahrnehmung in den Geschmacksnerven, welche eine Vorliebe für den – unter dem niedrigeren Druck fruchtiger schmeckenden – Tomatensaft hervorbringt, der zusätzlich eine sättigende Wirkung besitzt.
Fazit: Tomatensaft ist aus ernährungsphysiologischer Sicht als ein wirklich gesundes Lebensmittel einzustufen.