Vitaminpräparate werden ebenso wie Nahrungsergänzungsmittel von einigen Medizinern sehr kritisch betrachtet, dagegen von manchen Ärzten ausdrücklich empfohlen. In den Medien spiegeln sich diese unterschiedlichen Auffassungen wider. Es herrscht einerseits die Ansicht, künstliche Vitamine könnten sogar gefährlich sein, der wiederum die Meinung gegenübersteht, dass es eine “Überdosierung” mit Vitaminpräparaten nicht geben könne. Es verwundert nicht, dass sich die Verbraucher angesichts widersprüchlicher Aussagen zur Thematik häufig verunsichert zeigen. Doch wie nützlich oder schädlich können künstliche Vitamine sein?
Hintergrund zur Anwendung von Vitaminpräparaten
Angewendet werden diese Präparate von Menschen, die wenig Zeit für eine gesunde Nahrungsauswahl und -zubereitung haben und außerdem auch den “Bioversprechen” nicht uneingeschränkt glauben. Wenn sich diese Verbraucher auf den aufwendigen Weg zum Biomarkt machen und dort teuer einkaufen sollen, würden sie gern dabei sichergehen, sich wirklich zu 100 % gesund zu ernähren. Doch daran sind in jüngster Zeit Zweifel aufgekommen. Unter diesen Umständen scheint das Vitaminpräparat – günstig und unaufwendig online zu beziehen – wirklich das Mittel der Wahl zu sein.
Was können künstliche Vitaminpräparate bewirken?
Inzwischen lassen sich tatsächlich auf synthetischem Weg Vitamine, isolierte Mineralstoffe und Spurenelemente herstellen. Der menschliche Organismus ist freilich für die Aufnahme natürliche Nahrung konzipiert, er unterscheidet daher zwischen natürlichen und künstlichen Vitaminen. Natürliche Vitamine können daher praktisch keine Nebenwirkungen erzeugen. Sie existieren in pflanzlicher Nahrung in so geringen Mengen, dass niemand in der Lage wäre, den Rohstoff – beispielsweise mehrere Kilogramm Äpfel oder Blattgemüse – in einer so großen Menge zu sich zu nehmen, dass es zu einer “Vitaminüberdosis” käme.
Diese Argumentation wirft Bedenken auf: Wenn sich dieselbe Menge an Vitaminen in kleinen Pillen unterbringen lässt, wäre dann nicht eine Überdosis möglich? Doch die künstlichen Vitamine sind chemisch anders aufgebaut, um genau diesem Effekt entgegenzuwirken. Es werden Elemente angehängt oder ausgetauscht, die Reihenfolge chemischer Verbindungen ändert sich, die Bausteine der enthaltenen Moleküle sind räumlich anders angeordnet. Das synthetische Vitamin E etwa reckt seine “Seitenarme” in eine andere Richtung als die des natürlichen Vitamins E. Der Körper bemerkt diesen Unterschied und verwertet den künstlichen Stoff anders. Er lässt keine Überdosierung zu, allerdings könnte es auch sein, dass die reine Einnahme eines Vitamin-E-Präparates keine große Wirkung erzeugt. In natürlichen Rohstoffen nämlich, also vorwiegend in Obst und Gemüse, wirkt Vitamin E praktisch immer mit Vitamin C zusammen. Erst dieses Zusammenspiel entfaltet die komplette Wirkung. Aus diesem Grund ist die gesundmachende Wirkung von Vitaminpräparaten umstritten. So genau, wie es die Natur mit ihrem Nahrungsangebot schafft, können Anwender von Vitaminpräparaten nämlich gar nicht dosieren.
Belege für die Wirksamkeit von Vitaminpräparaten
Wissenschaftliche Studien zur Thematik kommen zu keinem schlüssigen Ergebnis, es gibt lediglich Einzelempfehlungen. Schwangeren wird im letzten Drittel der Schwangerschaft zur Einnahme von Folsäure geraten, die wichtige Vitamine liefert – eine Empfehlung, der sich Ärzte praktisch durchweg anschließen. Apotheker verkaufen gern Vitaminpräparate und verweisen darauf, dass diese wohl keinen Schaden anrichten könnten. Eine Umfrage aus dem Jahr 2012 fand heraus, dass Anwender Vitaminpräparate folgendermaßen einstuften:
- 24 %: eher nützlich
- 22 %: eher schädlich
- 48 %: wirkungslos
Es handelte sich um Personen, die Vitaminpräparate über längere Zeit gezielt, oft sogar auf ärztliche Empfehlung hin eingenommen hatten.
Wie sind Chemikalien in Vitaminpräparaten zu bewerten?
Herkömmliche Vitaminpräparate enthalten in gewissem Umfang Zusatzstoffe und Chemikalien, die zwar rechtskonform sein müssen, denen Verbraucher aber dennoch misstrauen. Bezüglich der Regulierung ist die Entwicklung in vollem Gange. Synthetische Azofarbstoffe wie Gelborange S (E 110, könnte Asthma, Allergien und Verhaltensstörungen bei Kindern auslösen) oder Chinolingelb (E 104) wurden inzwischen hinsichtlich der erlaubten Konzentration stark reglementiert. Zudem müssen entsprechende Vitaminpräparate mit solchen Zusätzen schon seit 2008 gekennzeichnet werden. Auch eingesetzte Süßstoffe in Vitaminpräparaten lösen Misstrauen aus. Das betrifft allerdings auch handelsüblichen Süßstoff zum Süßen von Kaffee und Tee, dem möglicherweise zu Unrecht ein schlechter Ruf vorauseilt. Ein weiterer Stoff ist Natriumaluminiumsilikat (E 554), der ein Trennmittel ist und eine Aluminiumbelastung hervorrufen könnte. Ein synthetisches Antioxidans (E 321) schützt künstliche Vitamine vor der chemischen Veränderung durch Sauerstoff. Es handelt sich um Butylhydroxytoluol, das eventuell allergische Reaktionen hervorrufen kann und unter dem Verdacht der Krebsbegünstigung steht. Künstliche Aromen wie Mononatriumglutamat sind ebenso umstritten wie Parabene (Konservierungsmittel, E 214 bis 219), jedoch hat sie das BfR (Bundesinstitut für Risikoforschung) als in geringen Mengen ungefährlich eingestuft.
Vitaminpräparate kaufen: Worauf sollten Sie achten?
Ein Blick auf die Packungsbeilage lohnt sich beim Kauf. Zudem sind Vitamine aus natürlichen Extrakten ganz eindeutig zu bevorzugen. Als unbedenkliche Basis-Rohstoffe kommen etwa diese Lieferanten infrage:
- Pflanzenpulver
- Fruchtsaftkonzentrat
- Fruchtextrakt
In den daraus hergestellten Vitaminpräparaten sind keine synthetischen Vitamine enthalten. Ein Beleg für natürliche Inhaltsstoffe sind deren lateinische Namen auf der Packung, die praktisch immer aus zwei Worten bestehen wie die lateinische Bezeichnung für Rosmarin: Rosmarinus officinalis. Noch gesünder ist allerdings eine sehr ausgewogene Ernährung mit genügend Obst, Gemüse und Fisch.