Beharrlich hält sich das Vorurteil, an Magersucht würden nur junge Mädchen und Frauen erkranken. Doch dies ist nicht wahr. Statistiken gehen davon aus, dass etwa jede zehnte magersüchtige Person männlichen Geschlechts ist. Zwischen der Anorexia nervosa bei Frauen und Männern gibt es jedoch einige Unterschiede. So beginnt die Störung beim weiblichen Geschlecht etwas früher. Bei Männern bricht die Magersucht meist erst zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr aus. Als Grund dafür wird das später einsetzende Körperbewusstsein bei Jungen angegeben. Weitere geschlechterspezifische Unterschiede betreffen die Auslöser der Magersucht, den Verlauf der Krankheit sowie die öffentliche Wahrnehmung diese Essstörung bei Männern.
Warum Männer an Magersucht leiden
Der Auslöser für eine Magersucht ist bei Männern meist ein anderer als beim weiblichen Geschlecht. Psychologen haben festgestellt, dass bei jungen Mädchen und Frauen die Essstörung häufig durch ein verzerrtes Bild der Frau bzw. Schönheitsideal in der Öffentlichkeit ausgelöst wird. Weitere Ursachen kommen selbstverständlich noch dazu. Viele Männer dahingegen möchten Muskeln aufbauen und ihr Training durch eine Diät ergänzen.
Einige sehen in einer sehr kontrollierten Nahrungsaufnahme auch eine Form der Askese und möchten die Reinheit des Körpers sicherstellen. Ist der Betroffene bereits in die Magersucht abgerutscht, hat er wie die Frauen ein verzerrtes Körperbild von seiner eigenen Person. Trotz eines niedrigen Körpergewichts ist er überzeugt, er sei noch zu dick.
Der weitere Krankheitsverlauf ist meist drastischer
Viele magersüchtige Männer begeben sich erst sehr spät in Therapie, sodass der Krankheitsverlauf meist drastischer ist als bei magersüchtigen Frauen. Die Essstörung beim männlichen Geschlecht ist sozial noch nicht so anerkannt und fehlende Beratungsstellen für Männer erschweren eine Hilfesuche. Viele Beratungsangebote und auch Selbsthilfegruppen zielen auf das weibliche Geschlecht ab. Männer fühlen sich von diesen Angeboten daher häufig ausgeschlossen und möchten lieber von einem männlichen Therapeuten betreut werden.