Phytosterine werden auch als Phytostanole bezeichnet. Sie gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen und sind oft Bestandteil sogenannter funktionaler Lebensmittel. Die Gruppe der Phytosterine umfasst mehr als 40 verschiedene Substanzen. Wichtigster Vertreter der Phytosterine ist das ß-Sitosterin.
Worin sind Phytosterine enthalten?
Phytosterine sind cholesterinähnliche Verbindungen, die hauptsächlich in fettreichen Teilen von Pflanzen enthalten sind. Kürbiskerne, Sesam, Sojabohnen, Weizenkeime und Sonnenblumensamen sind reich an Phytosterinen. Sie sind Bestandteil der Zellwände.
Bei der Verarbeitung des Pflanzenmaterials, wie zum Beispiel beim Raffinieren von Speiseölen, geht ein Großteil der Phytosterine verloren. Das ist ein Grund dafür, dass unbehandelte native Öle gesünder sind als raffinierte. Durchschnittlich verzehrt jeder Europäer pro Tag 500 Milligramm Phytosterole aus natürlichen Quellen. Immer mehr Lebensmittel werden jedoch mit Phytosterinen angereichert. Man spricht hier auch von Functional Food. So sind die sekundären Pflanzenstoffe mittlerweile in vielen Speiseölen, in Margarine, Käse, Milch, Salatsoßen oder Brot enthalten.
Wie wirken Phytosterine?
Die sekundären Pflanzenstoffe konkurrieren im Darm mit dem Cholesterin aus der Nahrung um Transporteiweiße. Die Transportplätze sind begrenzt, sodass bei einer vermehrten Aufnahme der Phytosterine die Aufnahme von Cholesterin gehemmt wird. Wird weniger Cholesterin aus der Nahrung aufgenommen, steigt die Eigensynthese an. Der Gesamtcholesterinspiegel im Blut sinkt dabei. Gleichzeitig nimmt die Konzentration des „schädlichen“ LDL-Cholesterins ab. Der Anteil an HDL-Cholesterin steigt. HDL-Cholesterin hat eine gefäßschützende Wirkung und kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.
Zwei bis drei Gramm Phytosterine pro Tag können den LDL-Cholesterinspiegel um ein halbes Millimol pro Liter Serum senken.
Können Phytosterine überdosiert werden?
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die zulässige Phytosterinmenge pro Tag auf drei Gramm beschränkt. Eine höhere Dosis hat keinen gesundheitlichen Nutzen und kann den Cholesterinspiegel nicht weiter senken. Die Verbraucher sollten darauf achten, die Dosis nicht durch den Konsum mehrerer angereicherter Lebensmittel zu überschreiten.
Ob der Verzehr von Phytosterinen auch auf längere Sicht unbedenklich ist, konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Einigen Studien zufolge ist die Anreicherung von Lebensmitteln mit Phytosterinen unbedenklich. Der Nutzen scheint hier das Risiko zu übersteigen.
Experten der europäischen Fachgesellschaften für Herz-Kreislauf-Krankheiten weisen jedoch darauf hin, dass es keine Langzeitstudien gibt, die die Unbedenklichkeit der angereicherten Lebensmittel beweisen.
Eine Metaanalyse, die 2012 im European Heart Journal erschien, zeigt, dass es keinen Zusammenhang zwischen Pflanzensterinen im Blut und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt. Die Studie geriet allerdings in die Kritik, da ein Statistiker des Teams ein Stipendium von dem Lebensmittelkonzern Danone erhalten hatte. Er produziert Produkte, die mit Phytosterinen angereichert sind.
Eine niederländische Studie stellte fest, dass Probanden, die über anderthalb Jahre mit Phytosterinen angereicherte Margarine verzehrten, verdickte Netzhautgefäße im Auge aufwiesen. In der Medizin wird dieses Parameter zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen genutzt. Aber auch diese Studie war vor allem aufgrund ihrer geringen Probandenzahl in der Kritik, sodass abschließend nicht geklärt ist, ob bei Lebensmitteln, die mit Phytosterinen angereichert sind, der gesundheitliche Nutzen wirklich das Risiko übersteigt.