Der perfekte Start am frühen Morgen gelingt vielen Deutschen am ehesten mit einer duftenden Tasse Kaffee, womit sie zwar nicht alleine sind, jedoch im weltweiten Vergleich recht weit vorne liegen. Nur in wenigen Staaten – etwa Finnland, Schweden und Kanada – trinkt man pro Kopf noch mehr Kaffee als hierzulande. Bei uns sind es immerhin 0,41 Liter täglich, was einen Rohkaffeeverbrauch von 6,3 kg jährlich (vom Baby bis zum Greis, Zahlen aus 2014) ergibt. Diese Statistik entsteht angesichts einiger Nicht-Kaffeetrinker durch den exzessiven Konsum von einigen Kaffee-Junkies, die sich fragen, was wohl das beliebte Getränk mit ihrem Magen anrichtet. In der Tat fühlen sie bisweilen leichte bis mittlere Beschwerden, wenn sie Kaffee auf nüchternen Magen trinken. Was bedeutet das: Ist es der Vorbote eines Magengeschwürs oder nur eine Stressreaktion?
Ist Kaffee ungesund für unseren Magen?
Der Kaffee an sich ist nicht ungesund oder magenunfreundlich, aber seine Röstung bewirkt Negatives. Gerade die kurze, heiße Röstung – nur 90 Sekunden lang – der Supermarktsorten kann wirklich leichtes Grummeln im Magen verursachen. Großröstereien praktizieren dieses Verfahren aus Kostengründen, doch es lässt verschiedene Bitterstoffe entstehen, die auf den Magen unfreundlich wirken. Als magenfreundlich erweist sich Kaffee nach längerer, nicht so heißer Röstung. Das enthaltene Koffein spielt auch eine Rolle, aber auf gänzlich unerwartete Weise. Wer nun aus praktischen Gründen den Supermarktkaffee trinkt, sollte ihm viel Milch zugeben: Das macht ihn verträglicher.
Stress durch Kaffee
Unterschätzt wird bislang die stressauslösende Wirkung von Kaffee, die zu Magenschmerzen führen kann. Kaffee setzt Adrenalin frei, das uns ungeahnte Kräfte verleiht und eine sehr lange Geschichte in der menschlichen Biochemie hat. Es löst die prähistorisch entstandene Kampf-oder-Flucht-Reaktion aus, die in der Geschichte und auch heutzutage oft sinnvoll war und ist, nach einer Tasse Kaffee jedoch nichts als Magenbeschwerden auslöst. Das Koffein im Kaffee regt die Nebennieren zur Adrenalinproduktion an und versetzt den Körper damit in einen Alarm-Modus, der direkt auf Magen und Darm wirkt: Er löst Hunger und/oder das Signal zur Darmentleerung aus, weil diese Reaktionen in ursprünglichen Gefahrensituationen nützlich waren. Die Urmenschen mussten auf ihren Energiehaushalt achten, also essen, oder auch rasch ihren Darm entleeren, um besser fliehen zu können. Der beruhigende Neurotransmitter Serotonin wird gleichzeitig reduziert. Die Folgen dieser immer noch über den Hypothalamus ausgelösten Reaktionen sind unter Umständen Magen-Darm-Beschwerden nach einem Kaffeeschub.
Empfehlungen für Kaffeetrinker
Es gibt Menschen, die unter einer gewissen Kaffeeunverträglichkeit leiden, jedoch sehr gern Kaffee trinken. Diesen Personen und allen, denen der Morgenkaffee schon einmal auf den Magen geschlagen ist, dürfen wir folgende Empfehlungen geben:
- Espresso ist bekömmlicher als normaler Kaffee, weil er weniger Säure enthält
- Heiß zubereiteter Kaffee enthält mehr Säure, doch es gibt auch schonende Brühverfahren bei maximal 93 Grad Celsius
- Milch macht den Kaffee verträglicher
- Manche Menschen vertragen entkoffeinierten Kaffee deutlich besser
- Bei Gallenbeschwerden ist gedämpfter Kaffee (ohne Chlorogensäure) am besten geeignet
- Personen mit nervösem Magen sollten reizstoffarmen Kaffee versuchen. Er entsteht durch die Reduktion des äußeren Wachsanteils der Kaffeebohnen. Das Koffein bleibt erhalten
- Kaffeegenuss auf leeren Magen kann immer Probleme durch die enthaltene Säure verursachen
- Bio-Kaffee gilt als besonders gesund