Viele Menschen haben die Befürchtung, eine Vitaminmangel-Erkrankung zu bekommen. Deshalb nehmen sie noch zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel zu sich. Was die meisten von ihnen jedoch nicht wissen, ist, dass man auch durch eine Hypervitaminose krank werden kann.
Was ist eine Hypervitaminose und wie entsteht sie?
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Als Hypervitaminose bezeichnet man die Überversorgung des Körpers mit einem oder mehreren Vitaminen. Sie tritt zumeist in Verbindung mit der (freiwilligen) Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln auf. Durch die normale Aufnahme von Vitaminen aus der Nahrung kommt es nur in extrem seltenen Fällen zu einer Hypervitaminose.
Das ist nur mit den fettlöslichen Vitaminen A und D möglich: Sie lagern sich im Fettgewebe an und sorgen wegen der Depotwirkung für eine Überdosierung. Bei diesen Vital-Stoffen reicht schon die 5-fache Dosis aus, um Krankheitssymptome hervorzurufen. Bei den wasserlöslichen Vitaminen kommt es nur selten zu einer Hypervitaminose. Die überschüssigen Vitamine werden einfach über die Harnwege ausgeschieden.
Bei der Hypervitaminose unterscheidet man akute und chronische Überversorgung. Bei einer akuten Vitamin-Überversorgung wird das Vitamin in extrem hoher Dosis über einen kurzen Zeitraum zugeführt. Eine chronische Hypervitaminose entsteht dann, wenn der Anwender über einen längeren Zeitraum – mehrere Monate oder länger – eine geringfügig erhöhte Dosis zu sich nimmt.
Häufig führt die Selbstmedikation mit Vitaminpräparaten zur Hypervitaminose. Aber auch andere mit Vitaminen angereicherte Supplemente können sie verursachen. Mitunter sind sogar vom Arzt verschriebene Vitamin-Präparate die Verursacher. Als besonders kritisch ist die künstliche Ernährung über Magensonden einzustufen: Die Sonden-Nahrung enthält oft Vitamine in viel zu hoher Dosis.
Auch überdosierte Infusionen, die dem Patienten über einen längeren Zeitraum hinweg verabreicht werden, können zu einer Hypervitaminose führen. Dies gilt auch für Diabetes, Nieren- und Lebererkrankungen sowie Resorptionsstörungen.
Um eine Hypervitaminose zu verhindern, empfiehlt es sich, die für die meisten Vital-Stoffe festgelegte Obergrenze einzuhalten (UL-Wert). Dieser Level wird ständig den neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen angepasst und garantiert eine sichere Einnahme des entsprechenden Vitamines. Negative Folgen können sogar bei jahrelangem Konsum ausgeschlossen werden. Falls Sie kurzzeitig überdosieren müssen, beispielsweise um die leeren Vitamin-Speicher wieder aufzufüllen, können Sie das dennoch bedenkenlos tun.
Welche Symptome verursacht die Hypervitaminose?
Die Symptomatik einer Vitamin Überdosierung ähnelt der einer normalen Vergiftung. Es kommt zu folgenden Anzeichen:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Doppeltsehen
- Muskel-Koordinationsstörungen
- Kreislaufprobleme
- Schleimhautblutungen
- eingerissene Mundwinkel
- Lethargie
Wie wird die Hypervitaminose behandelt?
Bei einer akuten Hypervitaminose wird der Patient gefragt, welche Medikamente er einnimmt. Bei leichter Vergiftung greift der Arzt nicht ein, da die Beschwerden nach dem Absetzen des Vitamines meist von allein wieder verschwinden. In schwierigeren Fällen – wenn beispielsweise eine Vitamin D Hypervitaminose vorliegt – muss der krankhaft erhöhte Kalziumspiegel sofort mit entwässernden Medikamenten gesenkt werden.
Grundsätzlich richtet sich die Art der Behandlung danach, welche Vitamine im Übermaß konsumiert wurden und wie groß die bis dahin angerichteten gesundheitlichen Schädigungen sind. Wenn Sie also durch jahrelange Überdosierung schon Nierensteine haben, müssen diese aufgelöst, zertrümmert oder herausoperiert werden.
Problematisch an der Hypervitaminose ist, dass manche Mediziner sie aufgrund ihrer Seltenheit nicht als eigenständige Krankheit diagnostizieren. Hauterkrankungen und eine vergrößerte Leber werden oft nicht als Symptome einer jahrelangen Vitamin-Überversorgung angesehen, mit fatalen Folgen. So nimmt der Patient seine Vitaminpräparate weiterhin ohne Bedenken ein. Um andere Erkrankungen auszuschließen, sollten deshalb gezielte Blutuntersuchungen durchgeführt werden.
Welche Hypervitaminosen gibt es?
Problematisch an der Vitamin A-Hypervitaminose ist vor allem der rasch auftretende, gefährlich erhöhte Hirndruck. Wird der Patient dann nicht sofort richtig behandelt, kommt es zur Gehirnschädigung. Gemäß einer aktuellen Studie erhöht die Vitamin A Überdosierung das Risiko, im Alter Knochenbrüche zu bekommen. Werden lediglich Carotinoide zugeführt, ist das Auftreten einer Hypervitaminose unwahrscheinlich, da der gesunde Körper ihre Umwandlung in Retinol gut regulieren kann. Der UL-Wert liegt bei 3000 Mikrogramm pro Tag.
Vitamin B3 kann man schon ab einer Menge von 500 mg/Tag überdosieren. Typisch für die B3-Hypervitaminose ist eine extreme Gesichtsrötung.
Der UL-Wert für Vitamin B6 liegt aktuell bei 25 mg pro Tag. Falls Sie über mehrere Monate mehr als 1000 mg pro Tag davon zu sich nehmen, treten Nervenschäden auf.
Falls Sie ein Vitamin C-Präparat einnehmen, kann es langfristig zur Bildung von Harnsteinen des Typs Oxalat kommen. Überschüssiges Vitamin C wird jedoch meistens unmittelbar nach der Aufnahme über die Harnwege ausgeschieden.
Eine Vitamin D-Hypervitaminose liegt vor, wenn Sie mehr als 50 Mikrogramm pro Tag zu sich nehmen.
Der kritische Wert liegt bei Vitamin E bei 300 mg/Tag. Nehmen Sie mehr davon zu sich, kann die gleichzeitige Aufnahme von Vitamin A und K gehemmt werden. Da der Vitalstoff die Blutgerinnung einschränkt, sollten Sie ihn niemals vor geplanten Operationen einnehmen.
Bei der Vitamin K-Hypervitaminose unterscheidet man zwischen Vitamin K1 und K3. K1 ist völlig ungefährlich. Überdosiertes Vitamin K3 kann jedoch zur Leberschädigung und zu einer hämolytischen Anämie führen.