Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan und zugleich auch die größte Drüse des Körpers. Sie produziert wichtige Eiweiße, verwertet Nahrungsbestandteile, produziert Galle und dient dem Abbau und der Ausscheidung von Giftstoffen und Stoffwechselendprodukten. So vielseitig die Aufgaben der Leber sind, so vielschichtig sind auch die Symptome einer Lebererkrankung.
Leberhautzeichen bei Lebererkrankungen
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Leberhautzeichen treten insbesondere im Rahmen chronischer Lebererkrankungen wie beispielsweise bei der Leberzirrhose auf. Die Hautgefäße können sich sichtbar erweitern. Dieses medizinische Phänomen bezeichnet man als Spidernävus. Die Gefäßerweiterungen finden sich häufig im Gesicht, im Nacken oder auf der Stirn.
Bei chronischen Lebererkrankungen färben sich die Handinnenseiten und die Fußsohlen rot. Eine flächige Rötung der Handfläche wird auch Palmarerythem genannt. Die Rötfärbung der Fußsohle heißt Plantarerythem.
Aufgrund einer Atrophie von Zungen- und Lippengewebe erscheinen beide in einem auffälligen glänzenden Rot. Wegen der typischen Färbung spricht man hier auch von einer Lackzunge oder von Lacklippen.
Hinter Lackzunge und Lacklippen steckt in der Regel ein Vitaminmangel, der durch die mangelnde Leberfunktion verursacht wird. Dieselbe Ursache haben die sogenannten Mundwinkelrhagaden. Es handelt sich dabei um kleine schmerzhafte Einrisse der Mundwinkel.
Weitere Leberhautzeichen sind:
- Ausschlag mit Juckreiz (Prurigo simplex subacuta)
- Hautatrophien
- Teleangiektasien
- Dupuytren-Kontraktur
- Weißnägel
Müdigkeit als der Schmerz der Leber
Leberkranke Menschen klagen häufig über eine starke Müdigkeit. Sie fühlen sich matt, antriebslos, lustlos und schwach. Die Leber ist die Entgiftungszentrale des menschlichen Körpers. Bei einer eingeschränkten Leberfunktion können Umweltgifte, chemische Nahrungsmittelzusätze, Medikamente oder anfallende Schwermetalle nicht mehr ausreichend entgiftet und entsorgt werden. Die giftigen Substanzen können in das Nerven- und Blutsystem übertreten. Dies geht mit Erschöpfung und Leistungsminderung einher.
Druckgefühl im Oberbauch
Das Gewebe der Leber ist schmerzunempfindlich. Einzig die Dehnung der Leberkapsel kann Schmerzen oder ein Druckgefühl verursachen. Selbst bei schweren Leberentzündungen oder fortschreitenden Lebererkrankungen leiden die Betroffenen deshalb nicht unter Schmerzen, sondern allenfalls unter einem Druckgefühl im rechten Oberbauch. Das Druckgefühl wird meistens von starken Blähungen begleitet. Die Leber leistet wichtige Arbeit bei der Verdauung. Ist die Leberleistung eingeschränkt, kann die Nahrung nicht mehr richtig aufgespalten werden. Es kommt zu Gärungs- und Fäulnisprozessen und in der Folge auch zur Gasbildung.
Die Pfortader und ihre Umgehungskreisläufe
Die Leber nimmt über die Pfortader das venöse Blut der unpaaren Bauchorgane auf. Dazu gehören Magen, Milz, Bauchspeicheldrüse und natürlich der Darm. Bei einer Lebererkrankung kann es zu einem Blutrückstau in die Pfortader kommen. Das hat zum einen Auswirkungen auf die Bauchorgane und zum anderen auf das Gefäßsystem. Durch den Rückstau staut sich das Blut in den unpaaren Bauchorganen. Eine mögliche Folge ist eine Entzündung des Magens. Man spricht hier auch von einer Stauungsgastritis.
Um diesen Blutstau aufzulösen, werden im Blutgefäßsystem Umgehungskreisläufe ausgebildet. Das Blut des Magens gelangt dann zum Beispiel über die Venen der Speiseröhre zum rechten Herzen. Die kleinen Gefäße der Speiseröhre sind aber eigentlich nicht für solche Blutmengen ausgelegt. Sie erweitern sich und sacken schlussendlich aus. Es entstehen Krampfadern in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen). Bei der Nahrungsaufnahme können diese Varizen verletzt werden. Die Folge sind starke lebensbedrohende Blutungen.
Gelbsucht und Juckreiz
Das bekannteste Merkmal einer schweren Lebererkrankung ist die Gelbsucht (Ikterus). Diese entsteht durch die Ablagerung des Farbstoffs Bilirubin im Gewebe. Normalerweise wird Bilirubin in der Leber umgewandelt und mit Urin und Stuhl ausgeschieden.
Bei einer Leberentzündung oder auch bei einem Lebertumor kann sich die Gallenflüssigkeit stauen. Nach und nach treten die Substanzen der Gallensäure ins Blut, in das umliegende Gewebe und in die Haut über. In der Haut verursachen die Säuren einen starken Juckreiz, den sogenannten Pruritus.
Hormonelle Veränderungen
Die Leber baut Östrogene ab. Eine kranke Leber kann dieser Aufgabe nicht mehr nachgehen. Der Östrogenspiegel im Blut steigt. Bei Frauen führt dies zu Störungen bei der Monatsblutung, bei Männern kommt es zu Potenzstörungen und einer Schwellung der Brust (Gynäkomastie).