Der Begriff „entschlacken“ geht von einer Theorie der 30er Jahre aus, dass der Darm funktionieren müsse wie ein Ofenrohr. An diesem bleiben bei häufiger Nutzung mit der Zeit Reste der Nahrung kleben, die entfernt werden müssen. Die Theorie mag stimmig wirken, denn auch der Darm ist ein langes Rohr. Es stimmt allerdings nicht, dass Abfallprodukte in ihm verbleiben, die bei der Wellness-Behandlung Entschlackung herausgespült werden müssen. Wohl wahr ist es aber, dass der Körper Giftstoffe nicht aus eigener Kraft ausscheiden kann und dabei etwas Hilfe gut gebrauchen kann.
Was ist „entschlacken“?
Beim Entschlacken wird versucht, die – nicht existenten – ungesunden Überbleibsel der Nahrung aus dem Darm zu spülen, damit die Verdauung wieder richtig funktionieren kann und man sich insgesamt besser und gesünder fühlt. Dabei kommen Tees und andere Getränke, Fastenkuren (z.B. Intervallfasten) oder sogar Darmspülungen zum Einsatz, die aber eher schaden als nutzen, da es im Körper keine Schlacken wie in einem Ofenrohr gibt. Was wirklich beim Entschlacken passiert, ist Schaden an der natürlichen Funktion der Verdauungsorgane, insbesondere des Darms. Je nachdem, wie groß die Belastung durch die Entschlackung war, braucht er danach noch etwas Zeit, um sich von der Behandlung zu erholen und seine gesunde Funktion wieder aufzunehmen.
Wenn es keine Schlacken gibt…
… dann gibt es trotzdem noch Giftstoffe im Körper, die tatsächlich eingelagert werden. Wenn der Körper mit einem Bestandteil der Nahrung nichts anzufangen weiß und ihn nicht verdauen kann, dann wird er entweder ausgeschieden oder in der Sicherheit einer Fettzelle eingelagert. Ein besonders gefährliches Ausmaß kennt der eine oder andere Dr. House Fan. In der ersten Staffel wurde der Fall eines Jungen geschildert, dessen Fettzellen lange Naphthalin eingelagert hatten und es freigaben, als er begann, abzunehmen. Mit Giftstoffen wie künstlichen Süßstoffen passiert dasselbe, sie werden in Fettzellen eingeschlossen und führen unter anderem dazu, dass der Mensch zunimmt und es ihm sehr schwer fällt, danach wieder abzunehmen.
Bringt eine Entschlackung etwas?
Die Methoden, die von Naturheilkundlern zur Entschlackung vorgeschlagen werden, haben keinen schulmedizinisch nachgewiesenen Nutzen. Vielmehr können sie dem Körper schaden, denn lange Fastenzeiten oder übermäßig hohe Flüssigkeitszufuhr sind kein natürlicher Bestandteil der gesunden menschlichen Ernährung. Gerade die invasiveren Formen wie der Einlauf zur Ausspülung des Darms kann sogar ein Risiko darstellen und bringt höchstens in Fällen von schwerer Verstopfung kurzfristig Abhilfe schaffen.
Entschlacken und die schlanke Linie
Beim Versuch, effektiv abzunehmen, ist die Entschlackung sogar noch hinderlich. Wenn man den Darm nicht durchspült, also zu viel Flüssigkeit aufnimmt, dann fastet man. Man nimmt also keine Nahrung auf und der Körper geht davon aus, dass gerade Knappheit an Nahrungsmitteln herrscht. Evolutionsbiologisch am sinnvollsten handelt er dann, wenn er sich an die Fettreserven klammert, die ihm noch bleiben, falls er in ernsthafte Schwierigkeiten geraten sollte. Entschlackung durch Fasten führt langfristig also zum Empfinden von Nährstoffmangel und der Körper wird alles tun, nur nicht an Gewicht verlieren.